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Caroline Richter

Richter-Caroline

„Dranbleiben, Weitermachen & Nachspüren, es lohnt sich“

Abschluss:
Diplom (Sozialarbeit/Sozialpädagogik, Master (Beratung im Sozialen Recht), Promotion (Dr. rer. soc./Schwerpunkt: Arbeits- und Organisationssoziologie)

Aktuelle Position:
Hochschullehrerin, Professorin für Politikwissenschat/Sozialpolitik

Förderzeitraum: 2005-2007

Wie kam es, dass Sie sich ausgerechnet beim Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds um ein Stipendium beworben haben?

Vorab: Ich habe mich als schlechte Schülerin und „Kind der Sozialhilfe“ nie als förderfähige Aspirantin für ein Stipendium gesehen. Dass es so etwas überhaupt gibt, war für mich eher auf der Ebene von entferntem Hörensagen verortet. Aber: Direkt nach meinem Diplomstudium begann der erste Durchlauf eines schon lange beobachteten Masterstudienganges – da wollte ich unbedingt dabei sein. Direkt im ersten Semester zeigte sich, dass mein Gehalt als Sozialarbeiterin/-pädagogin im Anerkennungsjahres nicht reichen würde. Der Studienabbruch drohte. Bei der Suche nach Unterstützung wurde rasch klar: Der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds ist der einzige Förderer, bei dem es allein um Befähigung, Engagement und Bedürftigkeit ging und geht. Andere Stiftungen geben eine eigene „Agenda“ vor (bestimmte Forschungsgebiete, Parteizugehörigkeit o.ä.) und sind damit für Menschen wie mich, also mit buntem Werdegang, recht wenig zugänglich. Nicht zuletzt durch die Offenheit erlebe ich den KGST als zutiefst inklusive Stiftung, ein großer Wert!

 

Haben Sie auch unsere ideellen Förderprogramme in Anspruch genommen und haben Ihnen diese weitergeholfen?

Alle! Während meiner Förderzeit war ich wie ein Staubsauger und habe alles mitgenommen. Beeindruckende Referent*innen, jede Menge Auseinandersetzung mit vielen klugen Menschen und spannende Orte, das war eine unglaublich befremdende, intensive und instruktive Zeit. Im Studium habe ich natürlich viel Fachwissen erarbeiten können, aber die Persönlichkeitsentwicklung durch die Programme war ehrlich ein Professionalisierungs-Booster, von dem ich bis heute profitiere.

 

Wie verlief Ihr Weg in den Beruf?

Als Sozialarbeiterin ist es ehrlicherweise nicht sehr schwer, in den Beruf einzusteigen, zu groß ist hier schon lange der Fachkräftebedarf. Der Weg an der Uni war hingegen eher brisant, nicht zuletzt, weil ich an Fachhochschulen studiert hatte und dadurch als Quereinsteigerin galt. Unabhängig von meinem speziellen Fall ist die akademische Karriere aber stets von Befristungen, Machtasymmetrien, Unsicherheit und den rat-race um Reputation gekennzeichnet – also eine riskante Zeit. Die erste Teilentfristung im Alter von 42 Jahren und der erste Ruf im Alter von 43 Jahren waren schließlich sehr glückliche Entwicklungen.

 

Engagieren Sie sich ehrenamtlich und gibt es eine Schnittstelle zwischen Ihrem Ehrenamt und Ihrem Beruf?

Selbstverständlich, auch wenn neben Schulkind und recht einschlägigem Beruf leider gerade nicht viel Zeit bleibt. Unter anderem darf ich mich immer wieder für den KGSF einbringen, was ich genieße. Die Idee einer vielseitigen, sich entwickelnden und inklusiven Gesellschaft kann ja nicht genug durch Ehrenämter vorangetrieben werden 😊

 

Haben Sie eine bestimmte positive Erinnerung, die Sie mit dem Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds verbinden?

Sehr, sehr viele! Um ein Beispiel zu nennen: Wirklich oft denke ich an eine Fortbildung zum Thema „Zeitmanagement“ bei einem Pallottiner-Mönch, in ganz kleiner Runde, gemeinsam mit einem Informatiker aus Vietnam und einem Pianisten aus Russland. Wir sprachen über Ziele und das wirklich Wichtige im Leben, und jeder von uns hatte ganz eigene Bilder und Ideen. Nach zwei besonders intensiven Tagen haben wir festgestellt, wie grundsätzlich wir von ein- und denselben Wünschen, Bedürfnissen und Ängsten sprachen, nur mit völlig anderen Worten, aber im Kern eben doch gleich. Eine inhaltlich wie menschlich prägende und bis heute tonangebende Erfahrung.

 

Welche Tipps können Sie unseren Stipendiatinnen und Stipendiaten für Ihr Studium oder das spätere Berufsleben mit auf den Weg geben?

  1. Nehmen und geben Sie sich Zeit - zum Reifen, Ausprobieren, Scheitern und Wachsen!
  2. Kämpfen Sie nicht um einen vermeintlich idealen Lebenslauf!
  3. Hören Sie immer wieder auf Ihr Gefühl und den Rat wirklich guter (und damit meist auch kritischer) Freund*innen!

Wir lernen in unserer Zeit ohnehin lebenslang, das ist eine herrliche Chance – ich wünsche Ihnen, dass Sie sie nutzen und genießen können. Alles Gute!

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